Dienstag, 5. März 2019

Interview mit Alex Beer

Alex Beer ist in Bregenz geboren, hat Archäologie studiert und lebt in Wien.


Hallo Frau Beer,

wir haben uns letztes Jahr in Hamburg in der Zentralbibliothek  anlässlich der Lesung zu ihrem 2. Krimi mit August Emmerich "Die rote Frau" kennengelernt. Ihre Krimis spielen in Wien um 1920.  Vielen Dank nochmal, das sie nach Hamburg gekommen sind. Vielleicht ja auch für ihr neues Buch.



Sie haben Archäologie studiert.  Von der Archäologie zum Krimi schreiben - Wie kam es dazu?
Krimis und Archäologie haben sehr viele Gemeinsamkeiten. Es geht darum Schichten abzutragen und verborgene Dinge ans Licht zu befördern. Schon als Kind hatte ich eine Affinität zu beidem, daher war der Wechsel vom einen zum anderen gar keine so große Sache.

Wonach haben Sie sich ihr Pseudonym ausgesucht??  Wir hatten damals ja schon darüber gesprochen.  Ich mag "Alex" nicht als Abkürzung, weil es für mich eher männlich klingt.
Ich wollte ein komplett neutrales Pseudonym. Nicht nur was das Geschlecht betrifft, sondern auch die Nationalität. Ich wollte, dass der Name eine weiße Leinwand ist. Es soll um die Geschichte gehen, nicht um mich. Interessanterweise wird der Name Alex von den meisten Menschen als männlich wahrgenommen, was mich persönlich sehr wundert. Eine meiner besten Freundinnen heißt Alexandra und wird von allen Alex genannt. Ich habe darum eher weibliche Assoziationen damit.

Sie haben ja auch andere Geschichten geschrieben - Wie kam es zum Wechsel des Genre?
Davor habe ich Regionalkrimis geschrieben, Cosy Crime, wie es im Fachjargon heißt. Nach vier Büchern war da irgendwie die Luft raus. Ich wollte Geschichten schreiben, die näher an der Realität sind, ernstere Sachen.

Wieso historisch?
Jedes Jahr werden zigtausende von Krimis veröffentlicht, und es ist sehr schwer, aus dieser immensen Masse herauszustechen. Ich war auf der Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal, nach etwas, worüber noch niemand oder nur sehr wenige geschrieben hatten. Außerdem fand mein Agent, dass meine Sprache manchmal recht antiquiert ist. Wir haben also versucht, aus der Not eine Tugend zu machen, und einen historischen Stoff gewählt.

Wieso Wien?
Wien ist meine Wahlheimat. Ich lebe mitten in der Stadt und fühle mich mit ihrer Geschichte sehr verbunden.

Im Mai erscheint der dritte Fall mit August Emmerich. Haben Sie sich eine Grenze gesetzt, wann er in Rente gehen wird?
Derzeit ist alles noch offen. Emmerich wird so lange weiterermitteln, bis entweder die Leser oder ich genug von ihm haben.

Wie lange brauchen Sie für ihre Recherchen? Ich finde so was ja ganz spannend :) 
Das kann dauern. Manchmal recherchiere bis zu drei Monaten, bevor ich mit dem Schreiben beginne, und dann sind ja immer wieder nachträgliche Recherchen fällig. Insgesamt würde ich sagen, dass die Recherche mindestens die Hälfte der Arbeit ausmacht, wenn nicht gar mehr.

Recherchieren Sie vorwiegend on oder offline?
Hauptsächlich offline (Bibliothek, Stadtarchiv, Antiquariat). Ich lese alte Bücher, studiere historische Stadtpläne usw. Meine wichtigste Online-Quelle sind die Zeitungen und Zeitschriften, die die österreichische Nationalbibliothek digitalisiert hat.
http://anno.onb.ac.at/ Hier kann man historische Zeitungen von 1568 bis 1947 durchblättern.

Ist es leicht in Bibliotheken oder anderswo  zu recherchieren? Bzw. kann und darf das jeder?
Es ist großartig. Ich liebe die Atmosphäre in Bibliotheken und kann dort sehr gut arbeiten. Üblicherweise sind das öffentliche Einrichtungen, die jedem offen stehen.

Wie ich gerade gesehen habe, kommt Buch 2 als Taschenbuch mit verändertem Cover heraus. 'Wie das neue Buch, das ein dunkleres Cover bekommt. Warum diese Änderung? 
Wir haben von Lesern sehr oft die Rückmeldung erhalten, dass sie das Buch beinahe nicht gekauft hätten, da es überhaupt nicht nach Krimi aussieht. Darum haben wir uns für eine neue Stilrichtung entschieden, die düsterer ist.

Haben Sie schon am 4. Fall geschrieben? Haben Sie schon Ideen für einen Titel?
Im November erscheint ein Krimi außerhalb der Emmerich-Reihe. Die Handlung ist im Jahr 1942 in Nürnberg angesiedelt. Derzeit arbeite ich noch daran. Danach geht es aber gleich an die Konzeption von Emmerich IV.

Wie weit denken Sie buchmäßig voraus?
Eigentlich nicht sehr weit. Ich bin eher der Typ "Durchwurschtler". Ich fange einfach mal an und hoffe, dass sich am Ende alles ausgeht. :)


Vielen Dank für das nette Interview, 
ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns irgendwann einmal wiedersehen würden.
Bis dahin alles Liebe aus Wien,
Ihre
Alex Beer






Vielen Dank für das Gespräch :) Frau Beer


August-Emmerich-Reihe (als Alex Beer)


  • Der zweite Reiter. Random House, 2017
  • Die rote Frau. Random House, 2018
  • Der dunkle Bote. Random House, 2019 (demnächst)



Auszeichnungen:

  • Shortlist Leo-Perutz-Preis 2015
  • Leo-Perutz-Preis 2017
  • Nominierung Victor Crime Award 2018
  • Nominierung Fine Crime Award 2019
  • Shortlist Friedrich-Glauser-Preis 2019



Mich haben ihre historischen Kriminalromane gefesselt :)

Die Bücher:



Das 2. Buch, die Rote Frau wird im April als Taschenbuch, mit neuem Cover, veröffentlicht.


#alexbeer #austria #österreich #wien #augustemmerich 

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