Jörg
Fauser
Der
Schneemann
Nachwort
geschrieben
von Alexandra Boisen
1981
erstmals in Deutschland erschienen
1984
verfilmt von Peter F. Bringmann mit Marius Müller-Westernhagen
2008
von Heikko Deutschmann für das Hörbuch eingelesen.
2009
zuletzt in Deutschland erschienen, im Diogenes Verlag, Zürich
2010
als Hörspiel von Leonard Koppelmann für den SWR in 2 Teilen
umgesetzt. Mit Ingo Naujoks als Blum und Udo Schenk als Erzähler.
2021
feiert der Roman seinen 40. Geburtstag
Ein
Elfchen, das ich während eines der anderen Vorträge während der
Litblog Con 19 zu Jörg Fauser geschrieben habe. Ein Elfchen ist ein
Gedicht, das 11 Wörter umfassen sollte.
Jörg
Fauser
Schneemann
Lesen jetzt!
Zuerst der Film
Danach das Buch gelesen
Authentisch
Lesen jetzt!
Zuerst der Film
Danach das Buch gelesen
Authentisch
Zum
Nachwort kam ich sprichwörtlich wie die Axt zum Walde. Ich sass auf
der Veranstaltung „Fauser.Lesen.Jetzt“ von Martha Schoknecht, aus
dem Hause Diogenes, die während der Litblog Convention 2019 in Köln
stattfand. Ich war dort zum ersten Male zu Besuch. Eine Veranstaltung
von Verlagen für Blogger und Autoren. Ich habe mich schon ganz früh
auf den Weg gemacht, weil ich unbedingt den Vortrag zu Jörg Fauser
hören wollte. Frau Schoknecht erzählte uns über die Nachworte für
die Neuedition Fausers und von wem sie geschrieben werden. Z.b.
Friedrich Ani zu „Das Schlangenmaul“. Ich blauäuig und naiv
fragte: „Wer schreibt das Nachwort zu „Der Schneemann“? Frau
Schoknecht: „Wir haben bisher niemanden.“ Und mir rutscht raus,
impulsiv wie ich nun mal bin: „Dann schreibe ich es.“ und anstatt
Frau Schoknecht mir so etwas wie eine Absage erteilt, antwortet sie
sinngemäß: „Ok, schicken Sie es mir.“ Ich innerlich „oh shit!
Ich und meine große Klappe.“ Ich darauf, ok, wieviele Seiten?
„10“ sagt sie. „Oh Gott“. Später gibt sie mir ihre
Visitenkarte. Und jetzt sitze ich hier und überlege, was ich über
Fauser und zu seinem Roman Der Schneemann schreiben soll. Eine kleine
Lesebeilage zum Vortrag „Fauser.Lesen.Jetzt.“ kann man auf der
Website vom Diogenes Verlag sowie in allen Ebookshops kostenlos
runterladen. Die Litblog Con 19 hatte noch viele andere großartige
Veranstaltungen. Ich möchte nächstes Jahr gerne wiederkommen, da ich mich dort sehr wohl gefühlt habe.
Ich
bin natürlich nicht so naiv und blauäugig, das ich glaube und fest
damit rechne, das der Diogenes Verlag niemanden für ein Nachwort
findet. Bzw. Hurra schreit, nehmen wir, wenn ich es schaffe, etwas
einzureichen. Leider denke ich zumeist immer negativ, das ich dieses
oder jenes nicht schaffe. Aber ich möchte diese Herausforderung
annehmen. Denn ich habe nichts zu verlieren. Im Gegenteil. Ich kann
nur gewinnen. Und sei es, die Herausforderung angenommen zu haben.
Dann habe ich schon gewonnen. Alles andere wäre ein SuperBonus.
Zum
ersten Male Bekanntschaft mit dem „Schneemann“ machte ich 1985
als der Film in die Bundesdeutschen Kinos kam. Verfilmt von Peter F.
Bringmann und mit Marius Müller-Westernhagen in der Hauptrolle als
Dorn, den meisten Kinozuschauern wohl als der „Theo gegen den Rest
der Welt“ bekannt ist. In der Bravo wurde der Film damals sogar
als Fotostory abgedruckt, in Fortsetzungen. Die Szene in der er mit
Polly Eltes, die die Cora gespielt hat, zwischen den Gleisen lag,
weil sie so ihre Handschellen los werden wollten, bleibt mir auf
immer in Erinnerung. Auch ich schaute mir damals den Film an. Hörte
auch seine Musik rauf und runter. 20 Jahre alt war ich damals. Machte
eine Ausbildung zur Steueranwärterin. Ich bin mir sicher, das ich
nicht alleine ins Kino ging. Aber wer ging mit? Das weiß ich leider
nicht mehr. Den Film fand ich damals so klasse, das ich unbedingt das
Buch lesen wollte. Ich war gefesselt von der Story. Vom Film. Von den
Schauspielern, wie zb. Towje Kleiner und Polly Eltes. Soweit ich noch
weiß, haben sie und Marius Müller-Westernhagen geheiratet. Eine
Tochter. Inzwischen aber geschieden. Die Geschichte spielt in Malta,
Belgien, Holland und in Deutschland. Eine Zugfahrt durch Deutschland.
Der Kleine Mann, der kleine Dealer, der auf das große Geld hofft,
dem aber immer hinter her läuft und es wohl niemals einholen wird,
wie soviele von uns.
Ich
las damals schon viel. Aber noch nichts von Jörg Fauser. Ich war
auch nicht seine Zielgruppe. Ich las damals Stephen King, Romanhefte
wie John Sinclair und Jerry Cotton aber ein Fauser lief mir damals
nicht über den Weg. Und so machte ich mich auf dem Weg um den Roman
zum Film für mich zu entdecken. Und das war damals nicht so wie
heute, wo man sich an den Schreibtisch setzen kann den PC anmacht um
ins Internet zu gehen oder über seinen Tolino/Kindle das Ebook da
kauft, wo man gerade ist, selbst aus der Badewanne heraus. Es gab
kein Internet, keine Ebook Reader. Man mußte schon in die Stadt mit
Bus und Bahn fahren, um dort die nächstgelegene Buchhandlung
aufzusuchen und gucken ob die Bücher, die man wollte in den Regalen
stehen. Und man zahlte auch nicht mit Euros sondern mit der guten
alten DM. Von Kartenzahlung hab ich nicht mal geträumt. Ich hatte
Glück und zu Hause konnte ich loslegen mit meiner Neuerscheinung.
Nichts war, mit im Internet gucken, wer es am günstigsten gebraucht
verkauft. Neu oder gar nicht, war die Devise damals. Es gab auch
kein Netflix und Amazon als Konkurrenz für das Kino. Im TV gab es
drei Programme. ARD, ZDF und die Dritten. Die Privaten waren gerade
erst ganz am Aufbauen.
Der
Roman erschien damals im Rowohlt Verlag und ich kaufte mir das
Taschenbuch. Ups. Dorn hieß ja plötzlich nicht mehr Dorn sondern
Blum. Und auf die Szene auf den Gleisen habe ich auch vergeblich
gewartet. Aber Cora blieb wenigstens Cora. Das war eine Sache, die
ich damals noch nicht so richtig wußte. Das die Geschichten niemals
1:1 verfilmt werden. Das Filmemacher sich Freiheiten nehmen, wenn sie
einen Roman verfilmen. Und vieles aus den Büchern meist fehlt.
Blum
war ein Verlierer, der leben, der aber auch mal Glück haben wollte.
Der auf den großen Deal gewartet hat. Auf das große Geld.
Wahrscheinlich aber hätte er es in Nullkomma nichts verpraßt. Aber
dann wieder von vorne angefangen anstatt zu jammern. Die Geschichte
Blums ist ein Roadmovie durch die Bundesrepublik Deutschland. Heute
ein Stück Zeitgeschichte. Ein Stück 80er Jahre. Und wahrscheinlich
genauso aktuell wie damals. Ein Roman, ein Kriminalroman heißt es.
Aber ein Krimi ohne das auf jeder Seite ein Mord passiert. Im Grunde
passiert nur ein einziger Mord. Blum findet den Toten und findet
einen Zettel. In eine Perücke geklebt. Ein Abholschein für ein
Gepäckfach. Es begann auf Malta und mit dem Verkauf von Pornoheften.
Das war Blum egal. Ob Pizza oder Pornohefte. Hauptsache es läßt
sich verkaufen. Und so reist er durch Deutschland, Holland und
Belgien um den Stoff, an den er per Zufall gekommen ist, möglichst
auf einmal zu verkaufen. Er möchte sich am liebsten auf einer Insel
wie die Bahamas niederlassen und dort eine kleine aber feine Bar zu
betreiben. Im Laufe der Geschichte wird Blum immer paraonider, da er
hinter jedem Menschen, den er trifft, jemanden vermutet, der ihm den
Stoff abjagen oder hinter Gittern bringen will. Am Ende ist er wieder
da, wo er am Anfang war. Aber wenigstens am Leben.
Den
Roman habe ich seit damals öfters gelesen, das inzwischen erschiene
Hörspiel mit Ingo Naujoks in der Rolle des Blum gehört und das Buch
in Meine Liste der „60 gelesene Romane“ aufgenommen. Es gehört
zu denen, die mich begleiten. In zwei Jahren wird es 40 Jahre her
sein, das Jörg Fauser, diese Geschichte geschrieben hat. Ein tolles
Jubiläum, das da auf uns wartet.
Inzwischen
weiß ich, das Jörg Fauser, nicht nur diesen einen Roman
geschrieben hat. Der ihn wohl zum Durchbruch als Schriftsteller
verholfen hat. Sondern auch Lyrik, Gedichte, Essays, Reportagen und
und und. Der zweite Roman, den ich inzwischen gelesen habe war „Das
Schlangenmaul“. Der Protagonist: Heinz Harder. Für mich war es
so, als wenn ich einen der amerikanischen Hardboiled-Krimis gelesen
hätte. Chandler, Hammett und Co. An die wurde ich beim Lesen der
Geschichte erinnert. Solche Krimis mag ich. Jörg Fauser hat nicht
für andere geschrieben, sondern in erster Linie für sich. Nach dem
Motto, wenn ich heute das schreibe, werde ich reich und berühmt. Er
wollte sich nicht vorschreiben lassen, über was er schreiben soll.
Nein, denn dann wäre er nicht er selbst geblieben. Er war der
Meinung, das man seine Geschichten irgendwann schon lesen wird und
er dann davon leben kann. Sogar für den Frauenfunk soll er Texte geschrieben haben. Unter Pseudonym.
Beim
Anhören des Vortrages über Jörg Fauser mußte ich irgendwie an
mich denken. Auch ich versuche nur das zu schreiben, was ich möchte
und vor allem wann. Auch ich versuche mich an verschiedenen Dingen.
Lyrik, Gedichte, Reime, Poetry Slam, Geschichten, Blogbeiträge
schreiben und jetzt sogar so etwas wie ein Nachwort. Auch wenn ich im
Gegensatz zu Jörg Fauser nicht davon lebe. Aber wer weiß schon, was
morgen passiert. Manchmal kann ich ganz viel in der Woche schreiben,
dann ist wieder wochenlang Pause. Es kommt nichts aus mir heraus.
Vor ca 2 Jahren habe ich mit dem Schreiben angefangen. Während
meiner Depression an der ich seit Jahren leide. Und seit dem ist es
für mich eine Art von Therapie.
Sie
funktioniert bei mir im Gegensatz zu Sachen wie Malen oder Körbe
flechten. Es ist eine Bauch bzw. Kopfsache. Wenn was da ist, will es
auch gleich raus und geschrieben werden. Und ist nix da ist halt
Pause. Ich brauche mich da auch gar nicht erst zwingen. Es würde zu
nichts führen. Außer das ich mich ärgern würde, das mir nichts
einfällt. Und das tue ich erst gar nicht. Es kommt wenn es kommt.
Beim Schreiben versuche ich so zu sein wie ich bin. Verstellen nützt
gar nix. Würde der Leser ja merken. Nein ich versuche authentisch zu
bleiben. Ich schreibe meist Sachen, die mich bewegen, belasten um sie
so zu verarbeiten. Wenn ich will, kann ich auch schnoddrig wie Fauser
schreiben. Kein Problem. Manchmal rede und schreibe ich, wie mir der
Schnabel gewachsen ist.
1984
las Jörg Fauser in Klagenfurt beim Ingeborg Bachmannpreis. Eine
Unterhaltungsgeschichte. Was passierte anschließend? Die Jury unter
anderem Marcel Reich-Ranicki zerriß Jörg Fauser und seine
Geschichte. Er gehörte anscheinend nicht zu Ihnen. Die Geschichte
passe angeblich nicht zur Veranstaltung. Sie war gute
Unterhaltungsliteratur. Mehr nicht. Mag sein, das er recht hat. Aber
wer hat ihn denn damals eingeladen?? Hatte er sich selber
eingeladen?? Wahrscheinlich nicht. Es war also erstmal gar nicht
seine Schuld sonderen derer, die ihn damals zugelassen und eingeladen
haben. Meine Meinung. Ohne seine Geschichte zu bewerten. Aber dann
hätten sie ihn ja gar nicht zerreissen können. Also wurde er bewußt
eingeladen? Stand schon fest, was die Jury sagen wollte?? Eigentlich
eine Frechheit, die damals passiert ist. Wer möchte, kann sich die
Veranstaltung immer noch auf Youtube anschauen. Einmal die Lesung und
zum anderen der Verriss von Marcel Reich-Ranicki.
Leider
kann ich nicht über persönliche Begegnungen mit Jörg Fauser
berichten. Ich habe ihn, was ich bedaure, nie getroffen, seine
Bekanntschaft nicht gemacht. Aber ich glaube, wir hätten uns beide
gut verstanden. Wirklich schade, das er so früh von uns gegangen
ist. In seinen Werken lebt er weiter und viele uns nachfolgende
Generationen können und werden ihn kennenlernen.
Würde
Jörg Fauser heute leben, hätte er ein Smartphone?? Wie würde er
mit den heutigen Medien umgehen, mit Facebook, Twitter und Co.?
Er
würde sich vielleicht, so wie ich, als Blogger versuchen, so seine
Geschichten seinen Lesern vorstellen. Er würde über das aktuelle
Geschehen schreiben und anprangern, was ihm nicht gefällt. Alkohol
und Drogen würde er aber auch heute reichlich zu sich nehmen.
Ich
habe noch ein zweites Elfchen verfaßt, das ich Euch nicht
vorenthalten möchte.
Echt
Neu Entdecken
viele schöne Geschichten
Neue Edition bei Diogenes
Schnoddrig
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Neue Edition bei Diogenes
Schnoddrig
Alexandra
Boisen
Jahrgang
1965
Buchbloggerin
in
Oberhausen geboren, lebt in Hamburg
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