Donnerstag, 30. Mai 2019

Der Schneemann von Jörg Fauser

1981 erstmals in Deutschland erschienen
1984 verfilmt von Peter F. Bringmann mit Marius Müller-Westernhagen
2008 von Heikko Deutschmann für das Hörbuch eingelesen.
2009 zuletzt in Deutschland erschienen, im Diogenes Verlag, Zürich
2010 als Hörspiel von Leonard Koppelmann für den SWR in 2 Teilen umgesetzt. Mit Ingo Naujoks als Blum und Udo Schenk als Erzähler.
2021 feiert der Roman seinen 40. Geburtstag



"Der Schneemann" ist die Geschichte eines Kleinkriminellen, der durch Zufall an fünf Pfund Kokain gerät. Der Traum vom sorglosen Leben auf den Bahamas rückt in greifbare Nähe, wären da nicht die Profis des Rauschgifthandels, die dem Protagonisten Blum sein "Eigentum" wieder abjagen wollen. Von Malta über München, Frankfurt, Amsterdam bis Ostende schleppt Blum den in Old Spice-Rasierschaum versteckten "Schnee" mit sich herum, ohne damit endlich "die großen Lappen an Land zu ziehen". Am Ende ist die Welt für Blum so wie zu Beginn des Romans: "Man blieb, was man war, man hatte Glück dabei, man wurde, was jeder werden wollte, ein Sieger im Kleinen, auf der langen Strecke zwischen Sekt und Selters."


Portrait
Jörg Fauser wurde 1944 bei Frankfurt am Main geboren. Nach Abitur und abgebrochenem Studium lebte er längere Zeit in Istanbul und London. Er arbeitete u.a. als Aushilfsangestellter, Flughafenarbeiter, Nachtwächter. Ab 1974 widmete er sich hauptberuflich dem Schreiben. Seine Romane, Gedichte, Reportagen und Erzählungen sind eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Literatur. Jörg Fauser verunglückte 1987 in der Nacht nach seinem Geburtstag tödlich bei München auf der Autobahn.





Zum ersten Male Bekanntschaft mit dem „Schneemann“ machte ich 1985 als der Film in die Bundesdeutschen Kinos kam. Verfilmt von Peter F. Bringmann und mit Marius Müller-Westernhagen in der Hauptrolle als Dorn, den meisten Kinozuschauern wohl als der „Theo gegen den Rest der Welt“ bekannt ist. In der Bravo wurde der Film damals sogar als Fotostory abgedruckt, in Fortsetzungen. Die Szene in der er mit Polly Eltes, die die Cora gespielt hat, zwischen den Gleisen lag, weil sie so ihre Handschellen los werden wollten, bleibt mir auf immer in Erinnerung. Auch ich schaute mir damals den Film an. Hörte auch seine Musik rauf und runter. 20 Jahre alt war ich damals. Machte eine Ausbildung zur Steueranwärterin. Ich bin mir sicher, das ich nicht alleine ins Kino ging. Aber wer ging mit? Das weiß ich leider nicht mehr. Den Film fand ich damals so klasse, das ich unbedingt das Buch lesen wollte. Ich war gefesselt von der Story. Vom Film. Von den Schauspielern, wie zb. Towje Kleiner und Polly Eltes. Soweit ich noch weiß, haben sie und Marius Müller-Westernhagen geheiratet. Eine Tochter. Inzwischen aber geschieden. Die Geschichte spielt in Malta, Belgien, Holland und in Deutschland. Eine Zugfahrt durch Deutschland. Der Kleine Mann, der kleine Dealer, der auf das große Geld hofft, dem aber immer hinter her läuft und es wohl niemals einholen wird, wie soviele von uns.


Ich las damals schon viel. Aber noch nichts von Jörg Fauser. Ich war auch nicht seine Zielgruppe. Ich las damals Stephen King, Romanhefte wie John Sinclair und Jerry Cotton aber ein Fauser lief mir damals nicht über den Weg. Und so machte ich mich auf dem Weg um den Roman zum Film für mich zu entdecken. Und das war damals nicht so wie heute, wo man sich an den Schreibtisch setzen kann den PC anmacht um ins Internet zu gehen oder über seinen Tolino/Kindle das Ebook da kauft, wo man gerade ist, selbst aus der Badewanne heraus. Es gab kein Internet, keine Ebook Reader. Man mußte schon in die Stadt mit Bus und Bahn fahren, um dort die nächstgelegene Buchhandlung aufzusuchen und gucken ob die Bücher, die man wollte in den Regalen stehen. Und man zahlte auch nicht mit Euros sondern mit der guten alten DM. Von Kartenzahlung hab ich nicht mal geträumt. Ich hatte Glück und zu Hause konnte ich loslegen mit meiner Neuerscheinung. Nichts war, mit im Internet gucken, wer es am günstigsten gebraucht verkauft. Neu oder gar nicht, war die Devise damals. Es gab auch kein Netflix und Amazon als Konkurrenz für das Kino. Im TV gab es drei Programme. ARD, ZDF und die Dritten. Die Privaten waren gerade erst ganz am Aufbauen.


Der Roman erschien damals im Rowohlt Verlag und ich kaufte mir das Taschenbuch. Ups. Dorn hieß ja plötzlich nicht mehr Dorn sondern Blum. Und auf die Szene auf den Gleisen habe ich auch vergeblich gewartet. Aber Cora blieb wenigstens Cora. Das war eine Sache, die ich damals noch nicht so richtig wußte. Das die Geschichten niemals 1:1 verfilmt werden. Das Filmemacher sich Freiheiten nehmen, wenn sie einen Roman verfilmen. Und vieles aus den Büchern meist fehlt.


Blum war ein Verlierer, der leben, der aber auch mal Glück haben wollte. Der auf den großen Deal gewartet hat. Auf das große Geld. Wahrscheinlich aber hätte er es in Nullkomma nichts verpraßt. Aber dann wieder von vorne angefangen anstatt zu jammern. Die Geschichte Blums ist ein Roadmovie durch die Bundesrepublik Deutschland. Heute ein Stück Zeitgeschichte. Ein Stück 80er Jahre. Und wahrscheinlich genauso aktuell wie damals. Ein Roman, ein Kriminalroman heißt es. Aber ein Krimi ohne das auf jeder Seite ein Mord passiert. Im Grunde passiert nur ein einziger Mord. Blum findet den Toten und findet einen Zettel. In eine Perücke geklebt. Ein Abholschein für ein Gepäckfach. Es begann auf Malta und mit dem Verkauf von Pornoheften. Das war Blum egal. Ob Pizza oder Pornohefte. Hauptsache es läßt sich verkaufen. Und so reist er durch Deutschland, Holland und Belgien um den Stoff, an den er per Zufall gekommen ist, möglichst auf einmal zu verkaufen. Er möchte sich am liebsten auf einer Insel wie die Bahamas niederlassen und dort eine kleine aber feine Bar zu betreiben. Im Laufe der Geschichte wird Blum immer paraonider, da er hinter jedem Menschen, den er trifft, jemanden vermutet, der ihm den Stoff abjagen oder hinter Gittern bringen will. Am Ende ist er wieder da, wo er am Anfang war. Aber wenigstens am Leben.


Den Roman habe ich seit damals öfters gelesen, das inzwischen erschiene Hörspiel mit Ingo Naujoks in der Rolle des Blum gehört und das Buch in Meine Liste der „60 gelesene Romane“ aufgenommen. Es gehört zu denen, die mich begleiten. In zwei Jahren wird es 40 Jahre her sein, das Jörg Fauser, diese Geschichte geschrieben hat. Ein tolles Jubiläum, das da auf uns wartet








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