Dienstag, 15. September 2020

Deutscher Buchpreis 2020

Die Preisverleihung des deutschen Buchpreises wird jährlich in Frankfurt vorgenommen. Dieses Jahr findet sie am 12. Oktober statt. Aufgrund von Corona, wird diese im Livestream auf der Seite vom Deutschen Buchpreis vorgenommen.

Die nominierten Romane in alphabetischer Reihenfolge

"Nominiert sind sechs Romane, die uns durch ihre sprachliche Ausdruckskraft und formale Innovation überzeugt haben, zugleich aber auch auf besonders kluge Weise politische Dringlichkeit dokumentieren", erläutert Jurysprecherin Hanna Engelmeier die Auswahl bei der Bekanntgabe am Dienstag.


Jurykommentare zu den einzelnen Titeln

Bov Bjerg: Serpentinen: Ein Vater macht sich mit seinem Sohn auf die Reise, nicht nur in die hügelige Landschaft seiner Kindheit, sondern auch in die eigene bedrückende Familiengeschichte und in die deutsche Vergangenheit. "Serpentinen" erzählt tief soziologisch und gleichzeitig sehr literarisch von beklemmender Düsternis – und tut es oft mit überraschendem Witz. In diesem Roman sitzt absolut jedes Wort an der richtigen Stelle und schafft es so, vom eigentlich Unaussprechlichen zu erzählen.
Dorothee Elmiger: Aus der Zuckerfabrik: Der Ausgangspunkt des Romans von Dorothee Elmiger ist eine einfache Frage: Wo kommt eigentlich der Zucker her? In stark essayistischer Form, eher als Collage, fügt die Erzählerin ihre Nachforschungen zusammen. Die führen sie nicht nur in die Weltgeschichte, sondern auch in die Literaturgeschichte, weshalb es vorkommen kann, dass der Text in Haiti landet, einem der großen Zuckerexporteure, um dort auf Heinrich von Kleists Novelle "Die Verlobung in St. Domingo" zu stoßen. Mit dieser Methode zeigt sich, dass der Kolonialismus untrennbar mit der europäischen Geschichte verwoben ist und dass die Europäer*innen, wenn sie sich etwas anderes erzählen, nur die halbe Wahrheit kennen.
Thomas Hettche: HerzfadenLeichthändig und elegant verwebt dieser Roman große Themen der Gegenwart und der deutschen Vergangenheit. Von einem verzauberten Dachboden aus führt er uns in die Welt der Holzmarionetten, in den Zweiten Weltkrieg, in die westdeutsche Nachkriegszeit, zum Verlust von Unschuld und dem Ende der Kindheit. Er handelt von der Fantasie und ihrer Rückeroberung – und Thomas Hettche gelingt dabei ein Stück Illusionskunst, die so spielerisch und melancholisch ist, wie jene, von der dieser Roman selbst so beeindruckend erzählt.
Deniz Ohde: Streulicht: Deniz Ohde schreibt mit bestechender Klarheit über einen Teil der Gesellschaft, der sonst viel zu selten zu Wort kommt. Es ist ein Text über ein (post-)migrantisches Arbeiter*innen-Milieu, ein Text über eine kleine Familie und ihren hoffnungsvollen Wunsch dazu zu gehören in einem Bildungs- und Leistungssystem, das sein Versprechen von Chancengleichheit nicht einhalten kann. Dabei lässt Ohde nicht nur eine Welt und ihre Akteur*innen plastisch werden, die sonst hinter den Türen zugerümpelter Mietwohnungen verborgen bleibt, sie schafft es auch, ganz ohne Klischees und didaktischen Zeigefinger auszukommen.
Anne Weber: Annette, ein Heldinnenepos: Anne Weber ist es gelungen, in der Form des Epos das reale Leben der 96-jährigen Anne Beaumanoir in ein grandioses Stück Literatur zu verwandeln. Mit feinem Humor erzählt sie von einer Frau, die mit aller Konsequenz bereit war, für ihr Ideal der Gerechtigkeit zu kämpfen. In meist ungereimten Versen, die einen fließenden Rhythmus entwickeln, verspielt und mit großem Feingefühl bereitet Anne Weber ihrer Heldin die Bühne. Gespannt folgen wir Annette von der Résistance bis in den algerischen Unabhängigkeitskrieg. Philosophisch, politisch und reflektiert stellt der Roman unaufdringlich den Bezug zur Gegenwart her. Eine wunderbare und überzeugende Hommage an eine außergewöhnliche Frau.
Christine Wunnicke: Die Dame mit der bemalten Hand: "Die Dame mit der bemalten Hand" erzählt Migration einmal andersherum. 1764 strandet der deutsche Forschungsreisende Carsten Niebuhr auf der indischen Insel Elephanta. Er leidet an Sumpffieber, wird aber von Einheimischen entdeckt und gesund gepflegt. "Die Dame mit der bemalten Hand" ist ein luftiger Roman über die Neugier, das Reisen und über die frühwissenschaftliche Erkundung der Welt. Und ein Roman über die freundliche Aufnahme, die man mit etwas Glück in der Fremde erfahren kann. Das alles erzählt mit viel Schalk und schrägem Witz. Souverän und absolut verführerisch.

Infos, dem Beitrag der Hessenschau entnommen

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